42. Blog - Kathmandu, Nepal - JETZT ODER NIE!

05:00 Uhr morgens. Sitze schlaflos im warmen, kuscheligen Bett. Eine echte Matratze. Vier Kissen! Weisses Duvet. Das Haus uralt. 

Das Duvet tausche ich ab Morgen gegen den Daunenschlafsack. Die Matratze gegen eine Matte und das Haus gegen das Zelt. Die nächsten Monate werden so anders sein.

Aber zuerst erzähle ich euch kurz von meiner Ankunft der Anreise.

Es war ein langer Weg bis nach Nepal. 380 Tage unterwegs. Tausende von Fotos. Geschichten aus 20 Ländern. 15'000 Kilometer in den Beinen. 1000 Stunden im Sattel. Freddy ist übrigens schon in einer Kartonbox, ready für den Flug zurück in die Schweiz. Bis August muss er dort ausharren. Wenn einer das kann, dann er! 

Ja, ich habe Gedanken, die ich gerne mit euch teilen möchte. Die Erlebnisse und Begegnungen sind unvergessliche Momente auf Lebzeit!

Der Fahrtwind in den Haaren. Die Freiheit auf dem Rad. Ich kann die Augen schliessen und spüre den Wind, spüre die Freiheit. Weil alles so intensiv war.

Aufwachen mit den ersten Sonnenstrahlen. Alleine sein. Zuwinken der Kinder. Glücklich sein. Sturm. Angst. Hitze. Dauerregen. Flöhe. Platten. Am Ende mit den Nerven. Besuch aus der Schweiz. Kraft. Schwäche. Sonnenbrand. All das hat mich geprägt, ich komme anders zurück als ich gegangen bin. Ein Stück von mir wird immer auf den gefahrenen Strassen bleiben. 

 

Nun ich steige in Kathmandu aus der Thai-Maschine und es schüttelt mich durch. Einerseits freue ich mich riesig zurück zu sein und in drei Tagen die Familie in Pokhara zu sehen. Anderseits realisiere ich, dass da noch etwas ganz anderes auf mich wartet. 
The Great Himalaya Trail. Werde ich es schaffen? Geht alles gut? Kann ich über mich hinauswachsen? Fragen durchbohren mein Hirn. Antworten habe ich keine.

Stürze mich erstmal in das wuselige, staubige und sehr herzliche Kathmandu. 

Im Stupa Guest House schraube ich Freddy zusammen. Ersetze die Bremsen. Das wichtigste für den Prithivi Highway – gute Bremsen! Jan Fitze, der Kameramann vom SRF ist für vier Tage angereist um diesen wichtigen Abschnitt plus die Ankunft zu filmen. Daniel Marx, der Redaktor ist bereits in Pokhara. Freue mich sehr auf ein Wiedersehen. Die Fahrt geht auf der gefährlichen Strasse geht ganz gut. Komme flott voran. Die Trucks sind mir gut gesinnt, überholen «grosszügig».

Auf den letzten 50 Kilometer merke ich wie die Energie rasant schwindet, die Beine werden Kilometer um Kilometer schwerer. Noch 20 Kilometer. Ich bin am Ende, kann kaum mehr. Genau deshalb habe ich mich entschieden diese Strecke noch zu fahren. In diesen Minuten kann ich lernen und festigen, kurz vor dem Ziel nicht aufzugeben. Immer weiter und weiter. Diese Fähigkeit brauche ich auf dem GHT. Es sind nicht nur die Beine die nicht mehr mögen, es ist der Kopf. Ich merke, dass dieses Leben auf dem Rad in wenigen Minuten zu Ende sein wird. Wenn ich den Veloständer mit dem Fuss runter kicke bin ich angekommen und muss Loslassen. Loslassen von meinem Rad, dass mich an die schönsten Plätze auf dieser Welt gebracht hat, Loslassen von dieser Zeit, von dem letzten Jahr. Ich will nicht Nachtrauern, das wäre schade. Es ist vorbei aber im Herzen bleibt es auf ewig, eine Erfahrung die unbezahlbar ist.
Kurz vor Pokhara komme ich in einen Sturm. Gewitter und Regen. Passt ja! Einfahrt Pokhara, Daniel wartet am Hügel und ruft zu «Go, go, gooooo Theeeesi». Was für ein toller Empfang. Das gibt mir Kraft für die letzten 4 Kilometer. Spüre die Beine nicht mehr. Die Wolken verziehen sich und die Abendsonne beleuchtet den mächtigen, verschneiten Machapuchare. Einfach magisch! Beim Birauta-Chowk biege ich links ab. Noch die letzte lange Gerade, über die Brücke, vorbei am Davis Fall, beim nächsten Gemüsehändler biege ich links in das Tashiling Tibetan Camp.

Die letzten Meter fahre ich ganz, ganz langsam. Geniesse es. Schon von weitem sehe ich Yang-Chen und Kunga auf der Wiese stehen mit einem weissen Kata. 

Geschafft! Bin angekommen. Das war die Anreise. 

Kicke den Veloständer ganz bewusst runter, warte einen Moment, halte inne und stelle dann Freddy ab. Das war’s. 

Wir nehmen uns alle in die Arme und freuen uns. Ich kann nur eines sagen: DANKE!

Danke an all meine Schutzengel, die immer, rund um die Uhr bei mir sind. 

Danke euch allen! Ihr habt mich auf dieser Anreise begleitet, in Gedanken, mit Worten und Nachrichten. Ich bin sprachlos und überwältigt. Solch einen Support an positiver Energie zu bekommen ist einfach grossartig! Ohne euch hätte ich es nicht bis nach Nepal geschafft. Glaubt mir! DANKE!

 

Die Reise geht aber weiter. Nun darf ich mir meinen Traum erfüllen. Schritt für Schritt werde ich probieren ihn zu realisieren. Es ist die grösste Herausforderung die ich mir je gestellt habe. Für ein Gelingen muss ich über mich hinauswachsen. Ich werde an meine Grenzen kommen, diese probiere ich zu verschieben. Die Sicherheit steht ganz zuoberst auf der Liste. Daran werde ich mich halten. 

Was in den letzten Tagen noch alles organisiert werden musste kann ich euch gar nicht im Detail erzählen. 

Erstes Treffen mit meinem Führer Mangal. Szenarien und Route besprechen. Simon, der Kameramann ist angereist, wir sind komplett. Materialcheck. Letzte Sachen kaufen, Helm, Gstälti, Pickel, Daunenjacke, Steigeisen. Visum verlängern. Permits organisieren. Pressetermin mit The Himalayan Times und The Kathmandu Post. Letzter Radio BeO-Beitrag. Lasagne, Pizza, Cola und Nutella-Crêpes. Akkus laden. Zwei Drehtage in Kathmandu. Dusche geniessen. Wäsche waschen. Packen. Ihr seht ein vollgestopftes Programm. 

Es wird Zeit für die Abreise. Morgen Mittwoch haben wir einen Inlandflug, danach einen Tag im Jeep bis Taplejung. Von dort aus ca. 8 Tage Trekking bis zum Ausgangspunkt vom Great Himalaya Trail: Kanchenjunga Base Camp (5143m).

Ende April dann im Makalu Base Camp. Anfangs Mai sollten wir bei den drei Pässen sein. Sherpani Col (5688m), Shermani Col (6180m) und Amphu Labsta La (5848m). Danach reisen Daniel und Simon via Lukla Airport aus. Für mich und meinen Guide Mangal geht’s dann weiter über die High Route bis in den Westen Nepal’s. Dort sollten wir Anfangs August eintreffen. 
Mein Telefon ist abgestellt. Kein Empfang. Mails, facebook, Insta, Website und all das «Zügs» sind off! Aber ihr könnt natürlich an meinem Rucksack mitgondeln. Es läuft ein Tracking über mein GPS (auf 10 Minuten genau). Das Passwort lautet: Adiömersi
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Sodeli, meine lieben Blog-Leser Innen!

Von Herzen danke ich euch für eure Treue. Für das Mitreisen und Mitfiebern.

Geniesst den Sommer und wir sehen uns im August.

 

Liebe Grüsse aus Kathmandu

Euer Thesi

 

TV-Tipp:

Samstag, 13. April 20:05 Uhr SRF1 «Jetzt oder nie – Lebe Deinen Traum»

Gerne radle ich durch eure Stube. Einschalteeeeeen!

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Marianne (Dienstag, 26 März 2019 20:13)

    Liebes Thesi
    Als die Menschen erkannten, dass die Welt nicht eine Scheibe, sondern eine Kugel ist, entdeckten sie neue Welten!! Was für eine Verschiebung der eigenen Grenzen. Ich wünsche dir diesen Pioniergeist und auch den Drang, die Scheibe abzuhaclen und die Kugel zu entdecken!!

  • #2

    Walter Günter (Samstag, 13 April 2019 22:20)

    Liebe Maria - Theresia,
    Schaue gerade ° Jetzt oder nie - Lebe deinen Traum °
    Mit grossem Staunen, was für eine tolle Leistung !!!
    Eine starke, sehr emotionale Frau.
    Gratulation solche Menschen braucht die Welt.
    Alles gute wünsche ich Dir.
    walter