35. Blog - Hanoi - Planänderung! Entscheidung! Ein Wiedersehen!

Drei Mal könnt ihr raten wer vis à vis von mir sitzt…! 

Genau! 100 Punkte! Meine Mama! Das ist Weihnachten. Wohl meine Schönste.
Wenn eine Mutter 10'000 Kilometer Weg auf sich nimmt um ihre Tochter zu umarmen…dann ist das einfach grossartig. Schön. Einmalig. Unvergesslich.

Für mich ist sie die Beste. Ohne sie wäre diese Reise nicht möglich. Sie unterstützt mich in Gedanken, zündet jeden Abend eine Kerze an, schaut zum Mond hoch und schickt mir die besten Wünsche, erledigt die Post, macht mir Mut, lässt mich ziehen und schenkt mir das Vertrauen. Ja, ich bin ein wahrer Glückspilz. 

UND sie ist Pass-Botin.

Die Pass-Visa-Geschichte beginnt bereits in Singapur. Von verschiedenen Tourenfahrern wurde mir von meiner geplanten Route über Myanmar nach Indien zu reisen abgeraten. Zu viel Stress. «Gehst Du in ein 7/11 etwas einkaufen, kommst Du raus, sind 40 Menschen um Dein Fahrrad. Eine Unterkunft zu finden kann schwierig sein, da viele Hotels keine Zulassung für Touristen haben». Wohl verstanden, wir sprechen hier nicht von den Touristen-HotSpots!
In Myanmar braucht es ein Extra-Permit für den Chin Staat. Unruhen im Norden kommen dazu. Im gleichen Gedankengang kenne ich Tourenfahrer die genau dort eine super Zeit hatten. 

Ein weiterer Tipp: «Fahr doch die alte Burma-Strasse bis nach China hoch!» Sofort telefoniere ich mit Alena und Marcel in der Schweiz. Vor 5 Jahren sind wir uns in der Ost-Türkei begegnet. Sie fuhren damals weiter nach China und eben auch nach Shangri-La und Kunming. 
«Ja, Thesi, fahr doch diese Route, den China-Teil können wir Dir nur empfehlen, es gibt ein paar Pässe über 3500 Meter, aber das schaffst Du schon». Der Plan ist perfekt. Shangri-La steht sowieso schon lange auf meiner Liste und die Höhe kommt mir entgegen, respektive meinen roten Blutkörperchen. Die möchten am liebsten schon heute in die Berge.
Das China Visum probierte ich in Kuala Lumpur zu organisieren. Ohne Erfolg. Nur Einheimische bekommen hier den Stempel. Nächste Chance ist in Bangkok. Wie aber komme ich zu dem Einladungsschreiben vom chinesischen Onkel, den ich nicht kenne? Jede Übernachtung muss gebucht sein, Flüge bestätigt, Reiseprogramm aufgelistet. Ja heinomau! Schnell rufe ich Ines vom Globetrotter in Interlaken an. «Thesi, hör gut zu! Gerne stelle ich Dir ein Reiseprogramm zusammen, musst Du ja nicht abradeln, wir können Dir auch das Visa organisieren. Wir brauchen einfach deinen Originalpass + deinen alten Pass mit dem Türkei-Stempel drin, die 5 ausgefüllten Formulare und Fotos».
Mein Hirn rattert und wühlt in Gedanken zuhause die Kartonkisten durch wo wohl mein alter Pass verstaubt verstaut ist. Zwischen den Büchern? In der Reise-Box? Oder etwa doch in der ‘weiss-ich-nicht-wohin-Ikea-Tasche’?

Ich glaube er ist in der alten Weinholzkiste auf dem drittobersten Regal irgendwo ganz rechts. Er muss dort sein. Mama sucht und findet.
Daniel und Simon fliegen am Samstag zurück in die Schweiz. Wenn Daniel meinen Pass am Montag express, eingeschrieben auf die Post bringt ist er am gleichen Abend in Bern…oder sollte in Bern sein. Ines sputet ein China-Programm zusammen. Am Dienstag ist der Pass dann auf der Botschaft, wo es Express zwei Tage dauert - Dienstag/Mittwoch - am Freitag ist Mama’s Flug nach Bangkok. Sie müsst ihn also am Donnerstag in Bern abholen und ich hätte ihn am Samstag wieder. «Ines, was meinst Du klappt dieser Zeitplan?». «Sollte! Es kann auf der Botschaft Verzögerungen geben, dann können wir den Pass nicht holen, aber wird hoffentlich nicht passieren. Garantie kann ich Dir keine geben. Aber das Risiko ist es wert!». Mit Herzklopfen gebe ich Daniel meinen Pass mit. Viel Glück!

Am Montagabend ruft mich Ines an: «Thesi, dein Pass ist nicht in Bern eingetroffen, aber ich vertraue der Schweizer Post, dass er morgen in der Früh da ist!» So ein Mist. Express, Eingeschrieben am gleichen Tag…oder so! Am Morgen dann die Nachricht: «Alles da! Super! Jetzt heisst es Daumen drücken, du hörst von mir». Brauche nun einen starken Kaffee und eine entspannende Massage (1h – 7 Franken).

In der Zwischenzeit wurde ich von Eric zum Diner eingeladen. Ein Schweizer Hotelier der das Arnoma Grand Bangkok führt. Bei ihm kann ich Freddy einparken für die Zeit, wenn Mama da ist. Auch das ein Glücksfall. Eric ist der Cousin von einer lieben Bekannte, sie fädelte alles ein. 

Zum Diner ist auch der Schweizer Botschafter zu Gast und viele andere interessante Menschen. Bei Züri Gschnätzlets und mit Käse überbackenen Tomaten sitze ich mit meinen abgelatschten Sandalen, den schnelltrocknenden Outdoorhosen und dem einzigen «schön» T-Shirt mit 3 Löchern am Tisch. Rücke meinen Stuhl so nahe wie nur möglich an den Tischrand. Soll ja niemand meine schwarzen Füsse sehen. Die sehen aus wie abgefroren. Bringe sie nicht mehr sauber. Bestimmt ist es einerseits Dreck aber auch die Sohle ist bald durch und die färbt ab..glaube ich zumindest.
Die Herren sitzen im Anzug mit Krawatte da, die Damen im Abendkleid. Huiuiui, singe in meinem Kopf: «ich bi mit em Velo daaa, ich bi mit em Velo daaa…».

Als die Dame neben mir hört, dass ich via Myanmar über die Grenze Ruili nach China hoch will, plaziert sie die Gabel auf dem Tellerrand, faltet die Hände und sagt mit klarer, bestimmter Stimme: «Ich habe Angst um dich wenn Du so fährst! Überlege Dir das noch einmal. Ich arbeitete mehrere Jahre in Myanmar, mit den Menschen vor Ort, immer noch ein sehr armes Land. Es gibt Biketouren / Veloreisen in Myanmar ja, aber Deine Route ist abseits von diesen Routen. Besonders im Nordosten». 

Den ganzen nächsten Tag bin ich mit recherchieren beschäftigt. Im Internet werden viele Reisen entlang der alten Burmastrasse von China nach Myanmar angeboten. Diese sind jedoch organisiert in einer Gruppe mit Führer mit Zug oder Jeep. So ist der Grenzübertritt kein Problem. Als Individualtourist scheint es schwieriger zu sein. Mit eigenem Fahrzeug einreisen ist schon mal nicht erlaubt. Diese Hürde könnte ich mit einem Bus nehmen. Die Grenze zu China ist mal zu, mal offen. Niemand kann mir Handfeste Infos geben.
Soll ich einfach auf gut Glück zur Grenze hochradeln? Was wenn sie zu ist? Wieder 500km zurück nach Mandalay und nach China ausfliegen? Alleine dieser Gedanke nervt mich. Bin unschlüssig und ich muss mich entscheiden. Alleine entscheiden. 

Sitze auf meinem Bett und probiere zu hören. Was scheint für mich die richtige Route zu sein? Es gibt auf einer Reise immer wieder Planänderungen, das ist völlig in Ordnung. Gehört dazu. Was soll ich tun? Erinnere mich an die Worte der Dame am Diner…ich habe Angst um dich, wenn du da durch fährst…war dies ein Wink?
In diesem Moment kommt eine Nachricht von Ines: «Wir haben das China-Visum! Super». Wow, ich freue mich riesig. Danke an Alle, Ines, Daniel, Globetrotter-Visa-Service in Bern und Mama für den tollen und schnellen Einsatz. Prächtig! Also China steht definitiv.
Plötzlich schiesst mir Laos durch den Kopf. Die Grenze zwischen Laos und China ist doch unproblematisch?! Mathias ist vor kurzem dort durchgeradelt, Alena und Marcel damals auch. Genau! Das ist die Lösung. Ich quere von Thailand nach Laos und dann nach China. Alles hoch via Dali, Lijang bis zum sagenhaften Ort Shangri-La. Eine Stadt auf dem Weg nach Tibet.
Von Kunming werde ich nach Kathmandu fliegen und die letzten 200 Kilometer auf dem Prithvi-Highway nach Pokhara radeln. Das alles bis Mitte März. Der Plan steht nun muss er sich in meinem Kopf festigen. Dazu habe ich knapp vier Wochen Zeit.
Vier Wochen lang geniesse ich es, jeden Tag meiner Mama gegenüber sitzen zu können. Was für ein Geschenk. Sie sagte bereits vor meiner Abreise: «Soo gerne möchte ich dich vor dem grossen Trekking noch einmal sehen, vielleicht klappt es ja». Dann ihre zweite Nachricht: «Weisst Du, eigentlich mag ich über diese Weihnachtstage nicht alleine Zuhause sein, soll ich nach Bangkok fliegen?». Was für eine Frage. Aber klar doch. Und so sitzen wir gerade in Hanoi in einem Café und warten auf den Bus für in die Halong Bay. Das ist Weihnachten.

Von Herzen wünsche ich euch dieses Gefühl von Geborgenheit und Zufriedenheit in dieser Zeit.
Geniesst eure liebsten und ganz liebe Grüsse aus Vietnam

 

Euer Thesi

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Kommentare: 3
  • #1

    Hermann (Montag, 24 Dezember 2018 09:28)

    Auch dir gesegnete Weihnachten. Sei behütet, wo immer du auch fährst.
    Herzlich
    Hermann

  • #2

    Patrik kirtap.ch (Montag, 31 Dezember 2018 13:39)

    Ä GANZ Ä GUETS NÖIS JAHR THESI UND KATHARINA!!!
    GAAAANZ LIEEEBE GRÜSSE - P!

  • #3

    Seelenreise (Montag, 14 Januar 2019 18:28)

    Liebe Maria-Theresia,
    So schön und eindrücklich berichtet ….
    Ich wünsche dir eine gute Weiterreise. Die Orte, die du genannt hast, habe ich im Google Atlas mit verfolgt. Spannend!
    Herzlich, Heidi