31. Blog - Singapur - Schweizer Gastfreundschaft vom feinsten!

Bündner Fleisch. Thomy Mayonnaise. Emmentaler Käse. Apfelsaft. Frischer Salat. Herbamare Gewürz nach Originalrezeptur vom guten Herrn A. Vogel. Alles da!

Der Tisch bei Trindler’s ist reich gedeckt! Ein grandioser Empfang. Für die nächsten Tage darf ich bei ihnen hier in den Holland Hills wohnen. Andrea und Jonas, aus der Schweiz, waren mit ihren Tourenrädern mehrere Jahre unterwegs. Asien, Australien, Neuseeland, Südamerika, die Liste ist lang. Als Timo während der Reise auf die Welt kam, organisierten sie ein Anhänger für ihn und fuhren weiter. Auch die kleine Mira war schon mit auf Tour. Nora, die Jüngste im Bunde erlebt nächstes Jahr die erste mehrwöchige Tour. 
Trindler’s waren 2014 an meinem Vortrag in Wetzikon. Damals wechselten wir ein paar Worte, schwärmten vom unterwegs sein mit dem Fahrrad und wünschten uns gegenseitig eine nächste Reise. In Russland hatte ich eine E-Mail von Jonas im Posteingang: «Hey Thesi, wenn Du in Singapur vorbeikommst, melde Dich, kannst bei uns unterkommen gell! Bis dann, wir freuen uns auf Dich, gute Fahrt!». Sie leben seit einiger Zeit hier und Jonas arbeitet als Manager für eine Schweizer Firma. Und zack bin ich schon in Singapur.
Es tut gut in der eigenen Sprache zu sprechen. Gemeinsam an einem Tisch zu sitzen. Reden und einem dabei in die Augen zu schauen. Herrlich. Der Austausch mit anderen Tourenfahrer ist immer bereichernd! Dieser Austausch ist besonders inspirierend…es gibt da noch eine andere Möglichkeit nach Nepal zu kommen…Indien ist nun auf der Kippe. Später mehr!

Vor meiner Weiterreise ist noch der Räbeliechtliumzug der Schweizer Schule. Wir versammeln uns an diesem Abend um 19:00 Uhr im Botanischen Garten. Erinnere mich noch gut an mein Räbeliechtli, damals in Seelisberg. Es kam mir eine Ewigkeit vor, bis ich mit dem Löffel die Herbstrübe ausgehöhlt hatte. Beim Schnitzen habe ich den einen Stern ziemlich verhauen. Frau Riechsteiner, meine Kindergartenlehrerin rettete den verhauenen Stern gekonnt in einen Tannenbaum. Ich war stolz eine grosse Rübe zu haben. Das Licht war so warm, ein schöner Brauch!
Auch hier werden die Laternen bewundert. In kurzen Hosen und T-Shirt stehen wir nun hier, bei 100% Luftfeuchtigkeit und angenehmen 28°Grad. Timo’s Laterne hat die Form einer Qualle. Sie leuchtet pink und es scheint als schwebe sie durch die Nacht. Mira’s Laterne leuchtet in Regenbogenfarben. Wir singen und spazieren um den Swan-Lake. Einfach ein schöner Abend. 
Die Nacht ist kurz und um 06:00 Uhr bin ich parat für die Weiterfahrt nach Malaysia. Andrea und Jonas begleiten mich die ersten zwei Kilometer. DANKE ihr lieben für Alles. Und auf bald einmal in der Schweiz!
Ein letzter Blick auf die Seite, ein Zuwinken und Adiömersi! Wir haben uns einfach super verstanden. So wertvoll!
Noch kurz runter zum Schiff für ein Foto und dann ab zur westlichen Grenze. Platte! Die Fünfte! Ja mein Hinterreifen ist bald durch, das orange Netz am Innenmantel guckt schon unschuldig hervor. Schweissgebadet pumpe ich Luft in den geflickten Schlauch und weiter geht’s. Endlich an der Grenze: «Miss, here no bicycles allowed. You go tot he border in the north!». Ach komm, kann ich hier nicht einfach durchradeln? Stelle um auf Stur aber nützt nichts, sollte es ja wissen. Der nette Herr meint, ich könne hier schon warten aber ich verschwende meine Zeit. Also los, ab zur nördlichen Grenze (40km extra!). Reihe mich in der Motorradschlange ein. Diese ist sehr lang. Rechne mit zwei Stunden. HA! In 40 Minuten bin ich durch – 90 Tage Stempel für Malaysia. Habe aber nicht vor bis Ende Januar hier rumzukurven. Von der Strasse in Singapur habe ich mich verabschiedet, mich bedankt. Auf den ersten Kilometern in Malaysia rede ich vor mich hin: «Hallo Malaysia, ich bin’s Thesi. Bin auf dem Weg nach Nepal und ich darf auf Deinen Strassen Richtung Norden unterwegs sein. Danke darf ich Dich als Land Er-Fahren, gell wir werden eine gute Zeit haben?! Danke für eine sichere Fahrt. Danke für nette Menschen auf dem Weg. Danke für Deine Gastfreundschaft!» 
Wie auf einen Schlag ist alles anders. Keine Weihnachtsbeleuchtung, keine geschmückten Palmen oder Bäume. Der Muezzin ruft zum Gebet. Der Anteil der muslimischen Bevölkerung liegt in Malaysia bei 61%. Das merke ich nicht nur an den Moscheen oder dass manche Frauen ein Hidschab tragen. Ich merke sofort, dass mir die Menschen, vorwiegend die Männer nicht mehr mit einer Leichtigkeit zuwinken. Sie blicken fragend. Muss mich wieder daran gewöhnen. Da kommt schnell das Gefühl oder besser gesagt der Gedanken auf: «Entschuldige, ja ich bin eine Frau und ja ich darf hier mit dem Fahrrad durchfahren. Und JA, ich bin alleine unterwegs! Und nein, dafür werde ich mich nicht entschuldigen!».
Einmal mehr steht der Respekt zuoberst auf der Liste! Ich fuhr durch einige islamische Länder, Türkei, Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, jedes war total anders. Meist war die Gastfreundschaft enorm gross. Und doch ist es jedes Mal ein herantasten. Das tue ich gerade. 
In der nächsten Minute beginnt es heftig zu regnen. Innert Kürze bin ich durchnässt. Die Strassen werden langsam geflutet. Bei einem Abschnitt kehren die Autos wieder um. Komme ich da durch? Bestimmt. «Hey, Malaysia, hab ich vergessen Dir für gutes Wetter zu danken?!». Scheint so. Knietief watsche ich durch das dreckige Wasser, ein Draht verfängt sich im Ritzel. Unter Wasser sozusagen im Blindflug probiere ich den Draht zu lösen. Es gelingt. Es geht leicht Bergauf. Der Wasserdruck ist enorm. Das Fahrrad vollbeladen wiegt 58 Kilogramm. Gegen den Wasserdruck muss ich kämpfen. Schritt für Schritt pushe ich Freddy voran. Je höher wir kommen, desto weniger Wasser. Geschafft. Die Speichengeister befreie ich von Holz, Stofffetzen und Plastik. Für die Nacht finde ich eine günstige Unterkunft. Muss dringend meine zwei Ersatzschläuche, die nun Löcher haben flicken. Unterwegs habe ich exakte Ordnung in meinen Taschen. Pikfein. Alles an seinem Platz. So kann ich es kaum leiden, mit einem kaputten Schlauch im Gepäck zu fahren. Das Flicken und exakt wieder verstauen gibt mir ein gutes Gefühl. So könnt ihr euch vorstellen, dass ich auch jeden Abend meine Taschen mit einem Lappen putze und auch der Göppel bekommt jeweils eine Katzenwäsche. Nur meine eine Trinkflasche leidet. Unten ist sie ein wenig grau – komme mit dem Schwamm nicht ganz bis zum Boden. Ein Bürsteli wäre super. Da vorne hat es ein KrimsKrams Laden, geh gleich mal schauen ob ich eines finde.

 

Bis dann, liebe Grüsse

Euer Thesi

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