«Der Bäcker ist da! WARTE, ich komme auch gleich mit runter!»
«Mein Zug hat 5 Minuten Verspätung! Kein Problem ich WARTE»
«Ich hole schnell das Blutdruckgerät aus Zimmer drei! WARTE, kannst Du noch die aufgefüllte Desinfektionesflasche gleich mit nach hinten nehmen?!»
«Wir fahren in 2 Minuten ab! WARTE ich muss noch schnell die Zähne putzen!»
«Was ich Dir unbedingt noch erzählen muss… WARTE! Ich mach noch kurz meine Anmoderation»
Wie oft warten wir schnell. Warten geht aber auch langsam. Und ich bin nicht der Wartetyp…noch nicht!
Von vorne. Das mit dem Job beim Fischer war nix. 50 Kilometer bin ich entlang der Küste gefahren. Da waren viele Fischerdörfer aber keine Fischer. Drei Menschen sind mir begegnet. Kurzerhand mache ich kehrt. Soll ich jetzt nach Tallinn? Es geht mir irgendwie durch den Strich hoch nach Estland zu fahren und dann wieder runter nach Lettland.
Zurück nach Riga. Was soll ich nur tun? Setze mich erst mal auf die Leitplanke der Autobahn, warte und esse ein Snickers. Denn Du bist nicht du, wenn du hungrig bist! Autobahn? Ja klar, bester Belag (aber auch der einzige Vorteil)! Hier gibt’s auf der Autobahn auch Bushaltestellen. Die A10 ist gleichzeitig die E22. Der Pannenstreifen ist für alle da, auch für Freddy!
Die A7 führt an Dzimtmisa vorbei. Seit über einer Woche bin ich nun hier. Mit ein bisschen Glück habe ich Michael und seine wunderbare Frau Lolita gefunden. Das Dorf liegt mitten in der Pampa und hat zwölf Häuser. Der nächste Laden 11 Kilometer in die eine Richtung, die nächste Gaststube 16 Kilometer in die Andere. Am Rande des hübschen «Kaffs» haben sie ein Gästehaus.
Das Blockhäuschen – ein Traum! Hier warte ich bis es endlich Mai wird und ich über die russische Grenze darf. Ich mag es nicht zu warten. Genau deshalb warte ich wohl, dass ich es lerne. Buch gelesen, Kleider gewaschen. Was tun? Fahrrad putzen! Ganze drei Stunden habe ich geputzt. Langsam geputzt. Speiche für Speiche, Kettenglied um Kettenglied. Schon fast meditativ und blendet jetzt vor lauter Glanz! Die Tage sind lang. Zeitlos.
Ab und zu schaut Michael vorbei, wir sitzen draussen, er erzählt aus seinem Leben, ich aus Meinem. Seine Geschichte ist unglaublich, er sollte ein Buch schreiben! Gerne würde ich sie erzählen aber das sprengt hier den Rahmen. Was mich aber tief bewegt und beschäftigt, seit 10 Jahren gilt sein Sohn als vermisst. Er war auf Reisen. Von einem Tag auf den Anderen hatte er keinen Kontakt mehr zu ihm…das nun seit 10 Jahren. Kein Lebenszeichen. Was muss ein Vater da wohl jeden Tag durchmachen?! Warten? Akzeptieren?
Zurück zum Timing. Ich erinnere mich an die Bushaltestelle Zuhause. Einigen "Teller". Der Bus fährt um 44. Bis zur Bushaltestelle brauchte ich in normalem Schritttempo 2 Minuten 40 Sekunden. 41 ging ich spätestens aus dem Haus – 20 Sekunden spatzig! Da der Bus meistens 1-2 Minuten Verspätung hatte, wartete ich immer. Nervte mich. Warum nervte ich mich wegen 2 Minuten? Kann ich hier nicht mehr nachvollziehen!
«Timing is everything» – das lernte ich in der Moderation bei Radio BeO. Wo ist jetzt mein Timing geblieben? Wohl auf der Strecke zwischen München und Dzimtmisa. Das Warten zeigt mir vieles, macht mich langsamer oder anders gesagt, lehrt mich Dinge bewusst zu tun. Tee kochen, einfach neben dem Wasserkocher stehen und warten bis das Wasser kocht, hab ja Zeit. Zuhause habe ich diese Zeit, bis das Wasser kochte «genutzt» etwas anderes zu tun.
Einfach dasitzen und die Wolken beobachten. Sie ziehen Richtung Osten. Der Wind lässt das Gras tanzen. Wie hoch ist der Flieger wohl? Der fliegt bestimmt Moskau an, ja, denn ich schaue Richtung Süden, er zieht links weg. Dasitzen und nichts tun. Nicht lesen, nicht im Internet surfen, keine Musik hören, mich selber aushalten, Sein und Warten. Ich überlege mir, welche und wieviele Menschen warten? Die Menschen im Altersheim warten und freuen sich wohl tagelang auf ihren Besuch. Warten auf die Mahlzeit. Warten auf die Bewegungsstunde. Warten auf Abwechslung.
Menschen im Gefängnis warten. Warten bis ein weiterer Tag vorbei ist. Warten auf die Freilassung. Verbringen Zeit mit Warten.
Menschen im Krankenhaus warten auf Besserung.
Schreiben wir eine Mail, warten wir auf Antwort. Tun wir gutes, warten wir vielleicht auf ein Dankeschön.
Warten in uns wohl auch die Erwartungen?
Höchstwahrscheinlich warten wir alle auf etwas…
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Brava (Sonntag, 22 April 2018 10:04)
Sali thesi.
Wir sind auch am warten. Ich warte, bis meine familie aufsteht, und wir gemeinsam frühstücken können. Ich lese schon mal deinen blog. Soll ich gipfeli holen? Simon wartet sehr auf seinen 4. Geburtstag nächste woche. Das muß er auch, denn seine geburtstagstorte ist noch nicht gebacken...
Ich wünsche dir viele erlebniße und geduld beim tee trinken...
Herzlich, brava
Bernadette (Sonntag, 22 April 2018 15:19)
Bereit sein ist viel
warten können ist mehr
doch erst den rechten Augenblick nützen, ist alles.
Die Lebensschule scheint dir, liebe Maria-Theresia ein neues, nicht geplantes Kapitel aufgetan zu haben. Du wirst wunderbare Erkenntnisse erlangen, die dich ein Leben lang begleiten und ertüchtigen. Weiterhin viel Geduld und wunderschöne "Warte-Erlebnisse"!
Mit liebsten Sonnengrüssen - Bernadette und Werner alias PG
Seelenreise (Sonntag, 22 April 2018 16:51)
Warten ohne Erwartung wirft uns auf uns selber zurück und eröffnet uns das Leben....
Eindrücklich hast du dein Erleben beschrieben.
Ich wünsche dir viele ungeahnte Begegnungen, freudvolle Augenblicke und Zeit als absolute Qualität.
Herzlich,
Heidi
Marlis (Sonntag, 22 April 2018 20:35)
Ja warte isch o nid mini sterchi !!! Uff So a der kasse. Am schauter. Uf es läbeszeiche. Uf e bschteuig. Ja u nachhär chunnt grad öpis angerschs derhär. Öppe no e rächnig oder sogar e manig. Uaaaa So isch s warte de no eifacher. Feischter putze ja nei i cha no warte. ! Wart s ab mir wärde s sicher nolerne s warte u de?!?!si mer i der warteschleife.... odr so. Salutti. I warte uf di nächschti bloc. Das lohnt sech. Immer�
Heidi 24.04.2018 (Dienstag, 24 April 2018 15:46)
Liebe Thesi
habe Dein neuster Blog gelesen und bin erfreut, dass Du so ein herziges Häuschen gefunden hast. Niemand wartet gerne und doch kommen wir immer wieder in solche Situationen. Du hast wenigstens erfreuliche Aussichten für Deine Reise. während ich auf der Terrasse meinen Tee geniesse, denke ich an Dich und hoffe die Zeit vergeht für Dich noch etwas schneller , als sonst !
Grüssli vom Pilatus xx
Mägert Stefan (Dienstag, 24 April 2018 21:25)
Ich bin auch so ein wahnsinns geduldiger Mensch und liebe es etwas abwarten zu müssen..... Timesharing das wäre sicher eine Marktlücke. Das mit dem Bus kann ich dir gerne einmal erklären, warum der immer verspätet ist.
Ich wünsche dir ganz viel Geduld und schöne erholsame Tage. Übrigens, mein Bike könnte auch so ein Wellnesstag gebrauchen
Liebe Grüsse
Stefan
daniel marx (Montag, 30 April 2018 12:35)
Toll geschrieben!